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Justieren von Vorsatzgeräten

Das visuelle Justieren von DIPOL.

Justieren von Vorsatzgeräten mit Mikrodisplay Bildanzeige

Diesen Beitrag widmen wir der Frage, wie Vorsatzgeräte mit einem integrierten Mikrodisplay einfach und präzise justiert werden können.

Im jagdlichen Bereich zählen dazu in erster Linie die Wärmebildvorsatzgeräte sowie Vorsatzgeräte mit einem Bild-/Videosensor mit welchen heute die Foto- und Videotechnik gehobener Klasse ausgestattet wird.

Im Fall Wärmebild wird die empfangene Wärmestrahlung in Bild umgewandelt, bei den digitalen Vorsatzgeräten erfolgt die Bildumwandlung aus der Lichtstrahlung.

Solche Geräte werden meistens bereits im Werk recht gut justiert bzw. zentriert. Eine Abweichung der Trefferpunktlage kann daher nur in Ausnahmefällen zu Fehlschüssen oder einer Nachsuche führen. 

Nichtsdestotrotz existieren einige selten vorkommenden Problembereiche die die Treffergenaugkeit beeinflussen können. Zu den Fehlerquellen die auf ein markübliches Mikrodisplay-Vorsatzgerät zurück zu führen werden können zählen vor allem:

  • Die Vergrößerung oder Verkleinerung der Abbildung auf dem Display und somit Veränderung von Bildproportionen. Idealerweise soll die Bildgröße auf dem Display der Vergrößerung der Tagesoptik gleich sein. Hier muss sich der Nutzer meistens auf die Angaben des Herstellers verlassen, denn die Beurteilung der Vergrößerungen eine ziemlich subjektive Angelegenheit ist.
  • Ein an sich gut justiertes Vorsatzgerät wird beim Aufsetzen auf die Tagesoptik entweder nicht bis zum Anschlag oder zu stark zur Seite verdreht.
  • Normalerweise soll das Verdrehen unter 10% keine dramatischen Folgen haben. Das Vorsatzgerät soll aber generell möglichst gerade mit einem hochwertigen Adapter bis zum Anschlag auf die Tagesoptik aufgesetzt werden.

Des Weiteren gibt es eine Gruppe von Fehlerquellen die mit dem Gerät selbst nichts zu tun haben. So können die Achse des Laufs und die optische Achse der Tagesoptik voneinander abweichen. Dazu kann es z.B. kommen, wenn die Tagesoptik mit einer Verneigung montiert wurde, die Ringmontage etwas misslungen oder die Montage selbst etwas ungenau bzw. instabil ist.

In den absolut meisten Fällen kann dieses Problem bereits beim Einschießen der Waffe durch die mechanische Absehenverstellung der Tagesoptik kompensiert werden, doch leider bleibt auch dann die Ursache für Fehlschüsse mit einem Vorsatzgerät weiterhin bestehen – die beiden Achsen driften zu sehr auseinander. Wenn diese Divergenz zu groß ausfällt, könnte es eine Abweichung der Trefferpunktlage zur Folge haben.

Eine weitere Fehlerquelle beim Justieren eines Display-Vorsatzgeräts liegt öfters auch darin, dass die Nutzer es auf die „klassische“ Weise zu einschießen versuchen. Falls es bei einem Probeschuss eine Abweichung gegeben hat, versuchen sie diese in üblichen Messeinheiten wie z.B. cm oder MOA auszurechnen und dann mit Klicks des Justierreglers am Vorsatzgerät auszugleichen. Dieser Ansatz ist nicht richtig und kann Einen noch mehr durcheinanderbringen.

Deswegen möchten wir an dieser Stelle den Begriff DIPOL Visual Sighting (DVS) einführen und das Konzept einer rein visuellen Justierung erläutern. Das DVS Konzept besteht darin, dass die Feststellung einer möglichen Trefferabweichung sowie anschließende Trefferkorrektur ohne einen einzigen Schuss und ausschließlich visuell durchführt werden soll.

  • Zuerst wird die Position des Fadenkreuzes der Tagesoptik ohne Vorsatzgerät mit der Fadenkreuzposition beim aufgesetzten Vorsatzgerät verglichen.
  • Danach wird das Bild auf dem Mikrodisplay so verschoben, dass es exakt und präzise über dem Bild der Tagesoptik liegt.
  • Im ersten Schritt wird das Fadenkreuz der Tagesoptik (erstmal ohne Vorsatzgerät!) auf ein relativ kleines aber trotzdem gut sichtbares Objekt in ca. 100 m Entfernung gerichtet und die Waffe in dieser Position fixiert. Eine geeignete Abhilfe hierfür wäre ein stabiler Einschießbock. Man könnte auch vorhandene Hilfsmittel zur besseren Fixierung verwenden um die Stabilität der Waffe zu sichern.
  • Falls nach dem anschließenden Aufsetzen und Einschalten des Vorsatzgerätes das avisierte Objekt sich nicht mehr in der Fadenkreuzmitte befindet und etwas versetzt ist, wird seine jetzige Position als Einschussloch einer imaginären Kugel interpretiert.
  • Nun besteht die Aufgabe des Nutzers lediglich darin, das Bild auf dem Mikrodisplay mittels einer im Menü integrierten Funktion so zu bewegen, dass das Objekt „zurück“ in die Fadenkreuzmitte bewegt wird.
  • Die Justierung ist hiermit abgeschlossen.

  • Die drei nachfolgenden Punkte sollen zum endgültigen Verständnis des DVS-Konzepts beitragen:
  • Die Justierung erfolgt rein visuell. Die üblichen Messeinheiten zum Feststellen einer Abweichung (in cm, MOA usw.) spielen beim DVS Konzept keine Rolle und sollen komplett außer Acht gelassen werden. Die aktuelle Position des avisierten Objekts wird als Einschlagpunkt einer imaginären Kugel interpretiert.
  • Erwähnenswert in diesem Zusammenhang wäre auch, dass es bei den Geräten der TFA Reihe von DIPOL noch eine zusätzliche Möglichkeit zur Wiederholgenauigkeitskontrolle gibt. Diese wird in einem weiteren Beitrag detaillierter erklärt. An dieser Stelle wird lediglich erneut auf die Wichtigkeit eines hochqualitativen Adapters für ihr Vorsatzgerät hingewiesen. Ein guter Adapter und eine gewisse Sorgfalt beim Anbringen des Vorsatzgerätes macht die Wiederholgenaugkeitskontrolle in absoluter Mehrheit aller Fälle überflüssig.